Freitag, 26. Mai 2017

Wachstumskurve einer Batch-Kultur

Wachstumskurve einer Batch-Kultur

Eine Batch-Kultur ist eine Bakterienkolonie, die in einen abgeschlossenen Reaktionsraum (z.B. im Tank) gegeben wurde und sich dort meist unter idealen Bedingungen vermehrt.



A: Anlaufphase, auch lag-Phase genannt. Hier akklimatisieren sich die Keime zuerst und produzieren Enzyme, die sie zum Abbau der angebotenen Nährstoffe sowie zur Reparatur verletzter Zellen benötigen. Sobald alle benötigten Bausteine synthetisiert wurden, kann die Zelle mit dem Abbau der Nährstoffe und somit auch mit der Vermehrung beginnen.
B: Vermehrungsphase. Hier vermehren sich die Keime exponentiell.


1 http://chemieplanet.org/images/math/b/7/8/b78286a473d99ba959caf406cea7e493.png 2 http://chemieplanet.org/images/math/b/7/8/b78286a473d99ba959caf406cea7e493.png 4 http://chemieplanet.org/images/math/b/7/8/b78286a473d99ba959caf406cea7e493.png 8 http://chemieplanet.org/images/math/b/7/8/b78286a473d99ba959caf406cea7e493.png 16 http://chemieplanet.org/images/math/b/7/8/b78286a473d99ba959caf406cea7e493.png 32 ... 

Jeder Wechsel von 1 auf 2 oder von 2 auf 3 etc entspricht einer Generationszeit. Diese ist DNA- und umweltabhängig. Ab knapp 1 Mio. Mikroorganismen sind die Abbaureaktionen und die Produkte messbar. Die natürliche Grenze beträgt ca. 1 Mrd Keime pro Milliliter.
C: Stagnationsphase. Die Kultur ist sehr alt und nicht mehr leistungsfähig. In diesem Stadium verändert sich zusehends die Zusammensetzung des Mediums: Nährstoffe wurden verbraucht, Stoffwechselprodukte (Antibiotika oder Gifte) werden von den Bakterien ans Medium abgegeben, einige Bakterien sind mittlerweile abgestorben... Es wachsen auch weiterhin neue Bakterien heran, aber einiger werden auch nur länger, weil die Energie für die Zellteilung fehlt. Es sterben aber gleichzeitig genauso viele Bakterien an Alter oder Vergiftung. Die Anzahl bleibt somit mehr oder weniger konstant. Die toten Bakterien dienen den lebenden meist noch als Nahrstoffquelle, doch werden immer wieder neue Mengen von Abfallstoffen abgegeben, die das Medium "umkippen".
D: Absterbephase. In dieser Phase sind alle Nährstoffe verdaut. Die Abfallstoffkonzentration übersteigt die für Bakterien tolerierbare Konzentration. Nach und nach sterben die Bakterien ab. Manche Bakterien können ihr Überleben durch Sporenbildung sichern.
Nährstoffe
Die Mikroorganismen benötigen SCHON P um zu überleben. Also die Elemente Schwefel, Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Phosphor und die Salze Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen in verwertbarer Form. Es werden auch Spurenelemente wie Mangan, Molybdän, Zink, Kupfer und Chlor benötigt.
Höher entwickelte Mikroorganismen benötigen auch Wachstumsfaktoren wie Aminosäuren, Vitaminen und Purinen.
Kohlenstoff wird ebenso wie Wasserstoff, meist in Form von organischen Verbindungen, also in Form einer Energiequelle aufgenommen. Sauerstoff bekommen sie über die Luft. Stickstoff kann in Form von Salzen wie NO2 und NO3, oder in Form von Aminosäuren aufgenommen werden.
Zur Anzucht von Kulturen können also Nährlösungen eingesetzt werden, die eine Zusammensetzung zum optimalen Wachstum aufweisen.
Temperatur[Bearbeiten]
Kardinaltemperaturen[Bearbeiten]


Ähnlich wie beim pH-Wert, gibts auch bei der Temperatur einen Bereich in dem die Zelle lebensfähig ist. Keine Zelle kann über die gesamte Temperaturskala existieren.
Die Kardinaltemperaturen definieren den "maximal ertragbaren" Temperaturbereich indem ein Bakterium leben kann.
Bei Temperaturen unterhalb des Minimums geliert die Zellmembran. Die Prozesse der Zelle laufen verlangsamt oder gar nicht mehr ab. Die Bakterien fallen ab einer gewissen Temperatur in eine Kältestarre, sterben aber nicht ab. Beim Einfrieren gefriert das Zellwasser und die Stoffwechselprozesse kommen zum Erliegen. Sobald sich die Temperatur erhöht, "erwachen" die Zellen wieder und können sich vermehren.
Das Optimum liegt immer näher am Maximum. Hier laufen alle enzymatischen Prozesse mit optimaler Geschwindigkeit ab.
Bei Temperaturen oberhalb des Maximums denaturieren die Proteine der Membran- die Zellen sterben ab. 
Diese Tatsache ist wichtig. Man kann Keime in Lebensmitteln nur durch hohe Temperaturen beseitigen. Einfrieren oder Kühlen reduziert nur die Wachstumsgeschwindigkeit, die Keime bleiben aber da und können sich beim Erwärmen oder Auftauen wieder vermehren.
Einige Keime wachsen auch bei sehr niedrigen Temperaturen. Man kann die Bakterien in 6 Klassen einteilen:
Wachstumsbereiche[Bearbeiten]


·         schwarz: Psychrophile (z.B. Flavobacterium species) T-Optimum bei 13°C
·         grau: Psychrotrope (z.B. Acinetobacter, pathogener: Listeria Monocytogenes) T-Optimum bei 20°C, er kann aber auch bei 5°C noch wachsen!
·         braun: Mesophile (z.B. E. coli) T-Optimum bei 39°C
·         blau: Thermophile (z.B. Geobacillus stearothermophilus, pathogener: Bacillus Chlostridium) T-Optimum bei 60°C
·         gelb: Hyperthermophile (z.B. Thermococcus celer) T-Optimum bei 88°C
·         grün: Extrem Hyperthermophile (z.B. Pyrodictium brockii) T-Optimum bei 105°C. Das sind die, die in heißen Quellen leben.

·         Dezimale Reduktionszeit

·        


·         Die dezimale Reduktionszeit dient zur Aussage in welchem Maß Mikroorganismen abgetötet bzw. Keimzahlen gesenkt werden. Jeder Mikroorganismus hat seinen eigenen D-Wert. Dieser sog. D-Wert ist also die benötigte Erhitzungsdauer, die bei einer gewissen Temperatur 90% der Mirkoorganismen abtötet.
·         In dem obenen genannten Beispiel wurde eine Lösung auf 65°C erhitzt und jede 40 sec wurden 90% der Mikroorganismen abgetötet. Bei einer Ursprungskeimzahl von 106 Keimen würde eine Erhitzung von 200 sec ausreichen um alle Keime abzutöten.



Wobei:
a = Anfangskeimgehalt
b = Endkeimgehalt
t = Hitzebehandlungszeit in Minuten
T = Temperatur in °C

pH
Auch hier gibts ein Minimum, ein Optimum und ein Maximum. Das MO-Wachstum wird nicht nur durch H+, sondern auch durch undissoziierte Säuren gehemmt. Essig- und Milchsäure, schwach dissoziierte, lipophile organische Säuren, können leicht in die Zelle eindringen und dort dissoziieren. Durch die Ansäuerung des Zellinnern werden die Stoffwechselvorgänge gehemmt. Die antimikrobielle Wirkung steigt mit der Kettenlänge der organischen Säuren, jedoch sind Kettenlängen größer C10 kaum noch wasserlöslich. Eine Senkung des pH-Werts steigert den Anteil der undissoziiert vorliegenden organischen Säuren und somit die antimikrobielle Wirkung. Organische Säuren sind am effektivsten bei einem pH-Wert kleiner 5,5.
·         Verderbniserreger haben ein Minimum bei 4.4 - 4,5 und ein Optimum bei 6,0 - 8,0 (z.B. Clostridium botulinum)
·         Essigsäurebakterien haben beispielsweise ein Optimum bei 5,4 - 6,3 und Milchsäurebakterien haben ein Optimum bei 5.5 - 6,0.
·         Das Maximum liegt bei allen bei 8.5 - 9,0
·         Liegt der pH-Wert eines Lebensmittels unterhalb von 4,5 gilt es als "sicheres" Lebensmittel. Es kann zur zum Verderb durch Schimmel kommen, doch pathogene Keime, die man im Gegensatz zu den Schimmeln nicht sieht, sind gehemmt.
Wachstumsbereiche:
Schimmel 1,5 - 9,0
Hefen 2,0 - 8,5
Gram positive 4,0 - 8,5
Gram negative 4,5 - 9,0
Anhand des pH-Wertes eines Lebensmittels kann man abschätzen, welche Mikroorganismen wachsen können.
Hier ein paar Beispiele:
·         Eiweiß 8,5 - 9,5
·         Fleisch 5,5 - 6,0
·         Citrusfrüchte 2,0 - 5,0
·         Milch 6,5 - 7,0
·         Gemüse 5,0 - 7,0
·         Softdrinks 2,5 - 4,0
Redoxpotential
Das Redoxpotential ist ein Maß für die Tendenz Elektronen abzugeben oder aufzunehmen. Es ist von folgenden Faktoren abhängig:
1) Reduzierende Substanzen, wie z.B. Citronensäure
2) Wachstum und Stoffwechsel der Mikroorganismen. Einerseits wäre da der Verbrauch von Sauerstoff durch aerobe Mikroorganismen andererseits die Bildung von Wasserstoff und reduzierenden Gärprodukten durch anaerobe Mikroorganismen.
3) Verpackung, hier fallen nicht nur die Lebensmittel rein, sondern zum Beispiel auch Diethylether der unter Stickstoffatmosphäre in Gebinden verpackt wird, um einer Bildung von explosiven Peroxiden entgegen zu wirken.
Beispiele: 
·         Bei Frischfleisch fällt das Potential nach während der Lagerung von +250 mV auf - 250 mV ab. Hier durch kann es zu Verderb durch anaerobe oder fakultativ anaerobe Mikroorganismen.
·         Beim Käsen fällt das Potential von -20 auf -200 mV
·         Pflanzliche Lebensmittel haben ein Potential von +300 auf +400 mV. Sie werden daher bevorzugt von aeroben Bakterien und Pilzen verdorben

Die unterschiedlichen Redoxpotentiale bzw. der Sauerstoffbedarf kann in mehrere Gruppen unterteilt werden:

Aerobe Bakterien[Bearbeiten]
Diese Mikroorganismen benötigen unbedingt Sauerstoff um zu wachsen und sich zu vermehren, sie atmen. Sie können ganz normal auf Agarplatten angezüchtet werden. Es gibt, wie immer, natürlich auch leichte Abwandlungen oder Ausnahmen.
Mikroaerophil[Bearbeiten]
Diese Mikroorganismen können nicht in direktem Sauerstoffkontakt überleben. Also wachsen sie innerhalb der Agarschicht. Doch sie benötigen minimale Mengen Sauerstoff. Das Loch des Impfkanals lässt nur minimal Sauerstoff in die Agarschicht. Die Kolonie wird sich also eher in der Nähe der oberen Öffnung ansiedeln.

Anaerobe Bakterien[Bearbeiten]
Diese Mikroorganismen können nur unter sauerstofffreien Bedingungen angezüchtet werden. Diese MOs gewinnen ihre Energie durch Gärung. Man verwendet hierfür im Labor einen sog. Anaerobiertopf. Dies ist eigentlich nichts anderes als ein Exikator. Um eine sauerstofffreie Umgebung zu schaffen wird ein sog. Gaspack, das Sauerstoff in Kohlenstoffdioxid umwandelt, befeuchtet und einfach mit dazugegeben. Nach kurzer Zeit ist der gesamte Sauerstoff umgewandelt. Es gibt aber auch weniger strikt anaerobe Bakterien:

Fakultativ anaerob[Bearbeiten]
Diese Organismen wachsen i.d.R. unter Sauerstoffatmosphäre und betreiben Atmung. Sollte der Sauerstoff jedoch knapp werden können sie ihren Energiebedarf auch über Gärung aufrecht erhalten.
Aerotolerant[Bearbeiten]
Zu diesem Typ gehören zum Beispiel Milchsäurebakterien. Sie benötigen keinen Sauerstoff zum Verstoffwechseln, sie sterben aber auch nicht bei Sauerstoffkontakt. Sie sind tolerant gegen Sauerstoff, böse Zungen würden sagen sie sind ignorant, da sie dem Sauerstoff die kalte Schulter zeigen.
Wasserverfügbarkeit
Wasser ist die Grundsubstanz des Lebens. Es laufen so gut wie alle Stoffwechselprozesse im wässrigen Milieu ab.
Die Wasserverfügbarkeit, meist als aw-Wert bezeichnet, ist ein Maß für die Wassermenge, die dem Mikroorganismus vom Medium zur Verfügung gestellt wird. Sie wird anhand des Wasserdampfdrucks des Mediums bestimmt. Wasser ist z.B. in Lebensmitteln nicht immer frei verfügbar. Es liegt zum Beispiel mit Zucker gebunden vor (z.B. Marmelade hat eine geringe Wasseraktivität).



Wobei p der Wasserdampfdruck des Lebensmittels und p0 ist der Wasserdampfdruck von reinem Wasser. Der aw<7sub>-Wert von reinem Wasser beträgt also den Maximalwert 1.
Die Wasserverfügbarkeit kann beeinflusst werden. Es läuft letztendlich auf Wasserentzug heraus. Einfrieren, Trocknen, Räuchern, oder der Zusatz von wasserbindenden Stoffen (z.B. Zucker). Der optimale aw eines Lebensmittels liegt < 0,98.
Pseudomonas oder Acinetobacter reagieren meist sehr empfindlich auf Wasserentzug.
Die Widerstandfähigkeit sinkt der Reihe nach. Schimmel > Hefen und G+ > G-, der Wasserbedarf steigt der Reihe nach von 10 auf 40%. Der aw-Wert steigt von 0,75 auf größer 0,90
Diverse Adaptionen können auch in Kategorien eingeteilt werden:
·         Osmotolerante MO halten hohe Konzentrationen nicht ionisierter organischer Substanzen, wie z.B. Zucker aus
·         Halotolerante Bakterien können hohe Salzkonzentrationen aushalten.

·         Xerotolerante Keime wachsen auch in trockenen Lebensmitteln (z.B. Schimmel)

Samstag, 4. März 2017

Desinfektionsmittel-Produktabgrenzungen-TwinOxideTabs 0,1%

TWINOXIDE TABS -0,1%  gehören zu den wenigen Stoffen, die zur Herstellung von Chlordioxid-Lösungen zugelassen sind und die Anforderungen des Lebensmittelrechts und der Trinkwasserverordnung erfüllen. TwinOxideTabs-0,1% sind eine Arzneimittelspezialität und werden in Deutschland unter der PZN-Nummer 12901406 geführt. Sie gehören zu der Gruppe der Wasserdesinfektionsmittel, die nach §11 der deutschen Trinkwasserverordnung 2011 gelistet sind.




https://de.wikipedia.org/wiki/Produktabgrenzung

Produktabgrenzung

Eine Produktabgrenzung ist die Unterscheidung zwischen verschiedenen Produktkategorien, die aus verschiedenen Gesetzen oder Verordnungen resultieren. Während die meisten Objekte einfach zu erkennen sind („ein Tisch ist ein Tisch“[1]), ist es manchmal schwierig und kann sogar höchstrichterliche Hilfe in Anspruch nehmen, bestimmte Objekte gesetzeskonform einzuordnen. Man spricht dann von Abgrenzungsproblematik. Das gilt insbesondere für die Abgrenzung zwischen Arzneimittel und Lebensmitteln und zwischen Arzneimitteln und Medizinprodukten.
Teil der Problematik von Produktabgrenzungen ist, dass selbst innerstaatlich (z. B. in Deutschland) keine einheitliche Rechtspraxis besteht.[2]

Desinfektionsmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektionsmittel mit identischer Zusammensetzung werden je nach Verwendungszweck als Arzneimittel, Medizinprodukt(e) Biozid(e) oder Bedarfsgegenstand klassifiziert.
Arzneimittel sollten sie sein, wenn sie vorgesehen sind zur
  • spezifischen Desinfektion von erkrankten Patienten
  • Händedesinfektion von Chirurgen
  • spezifischen Desinfektion von erkrankten Tieren
Medizinprodukt sollten sie sein, wenn sie vorgesehen sind zur
  • Desinfektion von Medizinprodukten
  • unspezifischen Körperdesinfektion auf physiko-chemischem Weg
Biozidprodukt sollten sie sein, wenn sie vorgesehen sind zur
  • Desinfektion von sonstigen Oberflächen wie Behandlungsstühlen, Ablagen, Räumen, Geräten, Anlagen, Anbauflächen und sonstigem und keine Bestandteile oder Rückstände in Nahrungs- oder Futtermitteln auftreten werden
  • unspezifischen Körperdesinfektion ohne direkten Krankheitsbezug
  • unspezifischen Desinfektion von Tieren
Bedarfsgegenstand sollten sie sein, wenn sie vorgesehen sind zur
  • Desinfektion bei der Futter- oder Nahrungsmittelherstellung (z. B. von Nahrungsproduktionsanlagen) und diese oder deren Rückstände im Futter- oder Nahrungsmittelprodukt gefunden werden könnten



Desinfektion macht einen wesentlichen Teil der antiseptischen Arbeitsweise aus. Laut dem Deutschen Arzneibuch (DAB) bedeutet Desinfektion: „totes oder lebendes Material in einen Zustand versetzen, dass es nicht mehr infizieren kann“.
Zur Desinfektion können chemische oder physikalische Verfahren eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Listen mit geprüften Desinfektionsmitteln und -verfahren, in denen diese nach verschiedenen Einsatzbereichen aufgeführt sind: Händedesinfektion, Hautantiseptik, Flächendesinfektion, Instrumentendesinfektion, Wäschedesinfektion, Raumdesinfektion und Desinfektion von Abfällen.
Technisch unterscheidet man zwischen Desinfektion und Sterilisation. Von Desinfektion spricht man bei einer Keimreduktion in einem bestimmten Testverfahren mit bestimmten Prüfkörpern um einen Faktor von mindestens 10−5, das heißt, dass von ursprünglich 1.000.000 vermehrungsfähigen Keimen (sogenannten koloniebildende Einheiten (KbE)) nicht mehr als 10 überleben (Ausnahme: Wäschedesinfektionsverfahren: Keimreduktion um einen Faktor von mindestens 10−7).
Bei der Desinfektion der Hände unterscheidet man zwischen der sogenannten „hygienischen“ und der „chirurgischen“ Händedesinfektion.

Oxidationsmittel als Wirkstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WirkstoffSporenAnwendungGHS-Gefahrstoffkennzeichnung
PeressigsäuresporozidOberflächen, Instrumente
02 – Leicht-/Hochentzündlich05 – Ätzend07 – Achtung09 – Umweltgefährlich
Chlordioxidschnell sporozidOberflächen, Instrumente, Wasser
03 – Brandfördernd04 – Gasflasche05 – Ätzend06 – Giftig oder sehr giftig09 – Umweltgefährlich
Wasserstoffperoxidlangsam sporozidOberflächen, Instrumente, WasserHaut, Schleimhaut
03 – Brandfördernd05 – Ätzend07 – Achtung
NatriumhypochloritsporozidOberflächen, Instrumente, Wasser
05 – Ätzend09 – Umweltgefährlich
Chlorlangsam sporozidWasser, Instrumente
03 – Brandfördernd04 – Gasflasche06 – Giftig oder sehr giftig09 – Umweltgefährlich
Ozonlangsam sporozidWasser, Instrumente; Ozon für Fahrzeuge
03 – Brandfördernd06 – Giftig oder sehr giftig08 – Gesundheitsgefährdend
Chloramin TsporozidOberflächen, Wasser, Instrumente, Haut, Schleimhaut
05 – Ätzend07 – Achtung08 – Gesundheitsgefährdend
Iodlangsam sporozidHaut, Schleimhaut
07 – Achtung08 – Gesundheitsgefährdend
Alle Stoffe, die als Oxidationsmittel Sauerstoff abspalten, sind bakterizid und wirken sowohl gegen behüllte wie auch unbehüllte Viren. Gegen PilzeSporen und Tuberkuloseerreger sind sie nur teilweise und in begrenztem Umfang effektiv.

Testverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Prüfung von Flächendesinfektionsmitteln werden nach der Europäischen Norm CEN TC 216 WG1 und WG3 Testorganismen eingesetzt.
AuslobungTestorganismenPhase 2 Stufe 1Phase 2 Stufe 2
BakterizidPseudomonas aeruginosaStaphylococcus aureusEnterococcus hiraeEN 13727EN 13697
FungizidLevurozidCandida albicansAgaricus brasiliensisEN 13624EN 13697
MykobakterizidMycobacterium terraeMycobacterium aviumEN 14348
SporozidSporen von Bacillus subtilisEN 13704
TuberkulozidMycobacterium terraeEN 14348
ViruzidPoliovirusAdenoviridaeMurines NorovirusEN 14476

Probleme beim Einsatz von Desinfektionsmitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Resistenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektionsmittel müssen professionell und strategisch verwendet werden. Eine gewohnheitsmäßige Anwendung im Haushalt[5] ist dagegen eher nachteilig. Unsachgemäße Anwendung kann zu Resistenzen führen, wenn insbesondere Wirkstoffkonzentration und Einwirkzeit und damit der Keimreduktionsfaktor zu gering sind (Selektion robuster Stämme). Oft weisen gegen Desinfektionsmittel widerstandsfähige Bakterien auch eine erhöhte Antibiotikaresistenz auf.

Schädigung der Haut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewohnheitsmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln zur Reinigung der Hände im Haushalt kann neben die Gesundheit bedrohenden Keimen gleichzeitig die Hautflora zerstören, welche z. B. gegen Dermatosen schützt. Verwendet man stattdessen nur Seife o. ä., so wirken die enthaltenen Tenside weniger desinfizierend (mikrobiozid), als dass sie die Wasserlöslichkeit von Verschmutzungen erhöhen. Seife entfernt eher den zuletzt von außen eingetragenen Schmutz als die dauerhaft vorhandene und erhaltenswerte Hautflora.
Angemessene Haut- bzw. Händedesinfektion in der Medizin schädigt die Hautflora dagegen nicht nachhaltig. Nur eine relativ geringe Zahl der Hautflora-Mikroben wird getötet. Die lokal dezimierte Hautflora regeneriert sich bald. Die Kombination von übermäßigem Waschen mit Seife vor der Händedesinfektion und der Desinfektion selbst kann die Hautflora jedoch nachhaltig schädigen, da ein großer Teil der Hautflora im fettartigen Talg der Haarfollikel (Haarbalg) siedelt. Vor tensidfreien oder tensidarmen Desinfektionsmittel sind diese Mikroben geschützt, die Desinfektion zerstört nur von den Haaren weiter entfernte Mikroben. Diese werden in den folgenden Stunden bzw. Tagen durch Ausbreitung der in den Haarfollikeln gebildeten Keime ersetzt. Übermäßiges Waschen der Hände mit Seife löst dagegen den schützenden Talg. Eine anschließende Händedesinfektion zerstört dann auch die Keime im Haarfollikel, aus denen sich die umliegende Hautflora sonst regenerieren würde.

Auswirkungen auf die Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn Desinfektionsmittel bedenkenlos im Haushalt eingesetzt werden oder Reste davon nicht richtig entsorgt werden, gelangen sie in Flüsse oder Kläranlagen und stören dort das wichtige Zusammenspiel einer Vielzahl von Bakterienarten, wodurch die Reinigungswirkung (in den Klärbecken oder in den Gewässern) herabgesetzt wird. Viele Desinfektionsmittel (z. B. Phenol) wirken zudem ökotoxisch auf Gewässer.[6]

Weitere „Nebenwirkungen“ von Desinfektionsmitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manche Wirkstoffe von Desinfektionsmitteln können die menschlichen Schleimhäute, insbesondere die Nasenschleimhaut irritieren. Beispiele sind Chlor sowie Benzen und Phenol, wie auch andere Aromaten.
Bei allen Desinfektionsmitteln sollte man dem Etikett Beachtung schenken und auf die Gefahrensymbole achten. Viele dieser Mittel sind ätzend, reizen die Haut und/oder Schleimhäute, oder sie sind entflammbar oder sogar explosiv oder können in Mischung mit anderen Haushaltsreinigern giftiges Chlorgas freisetzen.[7] Darüber hinaus sind manche Desinfektionsmittel humantoxisch oder karzinogen (AldehydePhenol), und manche können Allergien hervorrufen. Oxidierende Wirkstoffe wie Peroxide oder Halogene können bestimmte Metalle angreifen.

Desinfektion von Flüssigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Desinfektion von AbwässernTrinkwasser oder flüssigen Medien kann durch verschiedene Verfahren erfolgen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen chemischen und physikalischen Verfahren zur Desinfektion.

Desinfektion von Trinkwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außer dem § 37 des Infektionsschutzgesetzes fordert die Trinkwasserverordnung (TrinkV 2001) in § 6 die Freiheit des Trinkwassers von Krankheitskeimen. Darüber hinaus sind die anerkannten Regeln der Technik, die in der DIN-Vorschrift 1988 und in DVGW-Vorschriften festgeschrieben sind zu beachten, Arbeitsblätter W 551 „Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums“ und W 553 „Bemessung von Zirkulationssystemen in zentralen Trinkwassererwärmungsanlagen“, sowie die VDI-Vorschrift 6023 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen“. Zulässige Stoffe und Verfahren zur Abwehr sind in einer aktualisierten Liste des Umweltbundesamtes nach § 11 Trinkwasserverordnung 2001 beschrieben.[10]

Chemische Desinfektion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meist wird mit Chlor, Chlordioxid, oder Natrium- und Calciumhypochloritlösungen desinfiziert, wegen des hohen Aufwandes seltener wird Ozon in der Trinkwasserhygiene genutzt. Dabei ist die Dosierung von Chlorgaslösungen oder der Zusatz von Natrium- und Calciumhypochloritlösungen erlaubt. Zudem kann Chlor vor Ort elektrolytisch hergestellt und dosiert werden oder es wird vor Ort eine Chlordioxidlösung hergestellt und zugesetzt. Ozon und Ozonlösungen sind ebenfalls vor Ort zu erzeugen und in geeigneter Menge zuzusetzen. Nach § 6 der Trinkwasserverordnung darf nur die minimale Menge an Desinfektionsmittel zugesetzt werden. Die Kaltentkeimung wird zur Desinfektion von manchen Getränken verwendet.

Rechtliche Klassifizierung in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herstellung und Verwendung von Desinfektionsmitteln werden durch Gesetze geregelt. Die Produkteinstufung ist aber relativ komplex, denn sie richtet sich immer nach der spezifischen Anwendung, teilweise aber auch nach den Inhaltsstoffen. Ethanol beispielsweise kann in jede Produktkategorie fallen, je nach spezieller Desinfektionsanwendung.

Arzneimittelrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Definition Humanarzneimittel: Desinfektionsmittel sind Humanarzneimittel, wenn sie am Menschen angewendet werden zur Vorbeugung oder Behandlung von Infektionserkrankungen.
Beispielsweise Ethanol zur Desinfektion bei einer Blutentnahme.
Definition Tierarzneimittel: Desinfektionsmittel sind Tierarzneimittel, wenn sie am Tier angewendet werden zur Vorbeugung oder Behandlung von Infektionserkrankungen oder wenn sie angewendet werden, um Geräte antiseptisch zu machen, bevor diese Geräte mit dem Tier in Kontakt kommen oder den tierärztlichen Behandlungsbereich antiseptisch zu machen.
Beispielsweise Ethanol zur Desinfektion einer Wunde.

Medizinprodukterecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektionsmittel sind Medizinprodukte, wenn sie angewendet werden, um Medizinprodukte oder den humanärztlichen Behandlungsbereich antiseptisch zu machen.
Beispielsweise Ethanol zur Desinfektion eines Katheters.

Chemikalienrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Desinfektionsmittel sind Biozide, wenn sie zur Flächendesinfektion (außer bei Medizinprodukten und im humanärztlichen Behandlungsbereich) oder am Menschen oder im Schwimmbad (siehe Schwimmbadverordnung) eingesetzt werden sollen, um eine unspezifische Weitergabe von Infektionskeimen zu kontrollieren.
Beispielsweise Alkohol zur Desinfektion des Arbeitsbereiches.

Lebensmittelrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur sehr wenige Desinfektionsmittel (wie Ethanol) sind zugelassen zur Desinfektion von Lebensmitteln oder Trinkwasser (siehe Trinkwasserverordnung). Eine größere Gruppe von Desinfektionsmitteln darf (und muss) jedoch zur Desinfektion von Geräten zur Lebensmittelherstellung verwendet werden. Andere dürfen nicht in Kontakt mit Lebensmitteln treten, durch deren Kontakt würde das Lebensmittel seine Genusstauglichkeit verlieren.
Beispielsweise Ethanol zur Desinfektion einer Produktionsanlage.

In § 1 der deutschen Trinkwasserverordnung heißt es konkretisierend:
„Zweck der Verordnung ist es, die menschliche Gesundheit vor den nachteiligen Einflüssen, die sich aus der Verunreinigung von Wasser ergeben, das für den menschlichen Gebrauch bestimmt ist, durch Gewährleistung seiner Genusstauglichkeit und Reinheit […] zu schützen.“
 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/374/dokumente/18._bekanntmachung_der_liste_der_aufbereitungsstoffe_und_desinfektionsverfahren_gemaess_ss_11_trinkwv_2001.pdf

VDI 6022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die VDI 6022 enthält die anerkannten Regeln der Technik für Raumluft- und Klimatechnik.